*innen-Dinner 2025: Feministische Stimmen in der Kommunalpolitik

Rückblick

Die Kommunalwahlen in Bayern 2026 rücken näher – ein guter Zeitpunkt, um hinzuschauen, mitzureden und mitzugestalten. Denn noch immer sind FLINTA* in der Kommunalpolitik deutlich unterrepräsentiert. 
Dabei werden gerade hier Entscheidungen getroffen, die unseren Alltag unmittelbar beeinflussen. 

 

Lesedauer: 4 Minuten

Julia Post - innendinner

In diesem Jahr haben wir uns dem Thema Frauen und Diversität in der bayerischen Kommunalpolitik gewidmet.
Julia Post, ehemalige Münchner Stadträtin und mittlerweile Mitglied des Bayerischen Landtags für Bündnis 90/Die Grünen, bringt es gleich zu Beginn auf den Punkt: FLINTA* können es „nie wirklich richtig machen“. Die Öffentlichkeit findet zahlreiche Kritikpunkte: das Aussehen, der öffentliche Auftritt, ihre angeblich fehlende Sachkompetenz oder ein vermeintliches Defizit an Fürsorge für die eigenen Kinder.

Julia Post empfiehlt daher, sich dieser Umstände bewusst zu sein und sich stattdessen selbstbewusst auf eine Kandidatur oder ein Amt vorzubereiten. "Wenn man ohnehin kritisiert wird, kann man auch einfach authentisch bleiben, die eigenen Herzensthemen in den Vordergrund stellen und unkonventionelle Ansätze verfolgen – das kommt bei den Wähler*innen häufig sogar besonders gut an."

Anders als in den vorherigen Jahren stand dieses Jahr der Austausch schon zu Beginn des Grußworts im Zentrum. Julia Post hat die Besucher*innen aufgefordert, ihre drängendsten Fragen zu stellen, um so das Geschehen und den Fokus mitzubestimmen. Im Zentrum stand für viele Personen die Frage, wie ein erfolgreiches Netzwerk aufgebaut werden kann. Können Männer wirklich besser netzwerken? Die Antwort ist – ganz klar – nein. Aber dennoch müssen auch strukturelle Hürden beleuchtet werden.

Wann werden informelle Gespräche geführt? Fallen Entscheidungen auch in anderen Kontexten? Kann eine Beteiligung auch mit Care-Verpflichtungen gut gelingen?

Hier zeigt sich deutlich, dass es Veränderungen bedarf, dass sich die Demokratie den Menschen anpassen muss und nicht umgekehrt. Die Demokratie lebt von uns, von Vielfalt, verschiedenen Perspektiven und Lebenserfahrung. Gemeinsam müssen wir Lösungen erarbeiten, wie politisches Engagement für alle gut möglich sein kann.

Mina Mittertrainer - innendinner

„Bundesweit haben wir mehr Thomasse in den Rathäusern als Frauen!“

Nach diesem interaktiven Auftakt hat Mina Mittertrainer mit ihrem Vortrag begonnen. Mina Mittertrainer ist Soziologin mit Schwerpunkt Demokratie, Geschlecht, Jugend und Sozialraum. Sie hat an der Hochschule Landshut im Projekt FRIDA erforscht, warum Frauen in der Kommunalpolitik so selten vertreten sind. Dabei hat sie mit ihren Kolleg*innen die Ursachen analysiert und Maßnahmen zur Erhöhung des Anteils junger Frauen für kommunalpolitisches Engagement entwickelt, erprobt und evaluiert. Die Ergebnisse der Studie hat sie anhand ausgewählter Beispiele und Zitate verständlich gemacht. 

Eine spannende Erkenntnis war, dass FLINTA* häufiger über Themen als über einen Amtsanspruch in die Politik kommen. Über diese Themen werden sie oft aktiv, und nach der vorangegangenen Diskussion war es für viele sehr empowernd zu hören, dass auch FLINTA* hervorragende Netzwerke aufbauen, nur häufig in anderen Kontexten. Jedes Engagement im Elternbeirat, jeder Austausch rund um Care-Arbeit – von der Pflege bis zur Kinderbetreuung – ist ein Teil davon. Und dabei wird einmal mehr deutlich: Das Private ist politisch.
Nach einer Fragerunde im Plenum und dem Abendessen gab es die Möglichkeit, an drei Thementischen vertiefter in die Diskussion einzusteigen. Im Zentrum standen folgende Themen:

„Jetzt kandidiere ich!“

„Vereinbarkeit von Care-Arbeit und politisches Ehrenamt“

„Strukturelle Hürden“

Die Thementische wurden gut angenommen und eine spannende Erkenntnis war beispielsweise, dass die Bayerische Gemeindeordnung bereits die Verpflichtung enthält, die Rahmenbedingungen für offizielle Sitzungen so zu gestalten, dass auch Care-Gebende ihr Amt ausüben können. Das scheitert allerdings häufig an der Umsetzung dieser Verpflichtung.

Thementisch - innendinner

Insgesamt hat der Abend wieder einmal gezeigt, dass der Bedarf an Austausch groß ist und gegenseitige Unterstützung nicht nur gewollt, sondern auch dringend erforderlich ist. 

Nur durch kontinuierlichen Dialog und die Möglichkeit, voneinander zu lernen, können wir bestehenden Hürden begegnen und Diversität nachhaltig stärken. 

In diesem Zusammenhang möchten wir auch auf die großartigen Initiativen „Bavaria ruft“ und „Frauen aufs Podium“ hinweisen. 
 

Denn: Kommunalpolitik lebt von Vielfalt – und geht uns alle an!
 

2. *innendinner-Kongressbar

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Was bedeutet FLINTA*?

FLINTA ist eine Abkürzung, die ausdrücken soll, wer in bestimmten Räumen oder zu bestimmten Veranstaltungen willkommen ist. Sie steht für Frauen, Lesben, Inter Menschen, Nichtbinäre Menschen, Trans Menschen und Agender Menschen

 

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