Gastgeberin Bianca unterhält sich in Folge 4 mit Clara Kallich und Martin Auer. Clara und Martin setzen sich mit dem YLC e.V. (Youth Lead The Change) dafür ein, jungen Menschen die Chance zu geben, unsere Demokratie aktiv mitzugestalten.

In der vierten Episode sind Clara Kallich und Martin Auer von Youth Lead The Change Germany e.V. zu Gast. YLC möchte jungen Menschen die Möglichkeit bieten, unsere Demokratie mitzugestalten. Inspiriert von einer Idee aus Boston sammeln beide hier in Deutschland erste Erfahrungen mit dem Projekt. SIe berichten, welche Hürden sie nehmen mussten aber auch von ersten Erfolgen.
Über das aufregende erste große Projekt in Köln erfährst du mehr im Interview!
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Transkript
Bianca Dietz: Hallo. Schön, dass ihr rein hört. Mein Name ist Bianca Dietz und ich begrüße euch zu unserem Podcast: Jung und aktiv. Wir besprechen hier mit unterschiedlichen Aktivistinnen, warum es sich lohnt, sich für etwas einzusetzen und am Ball zu bleiben. Gerade in Zeiten des Rechtsrucks müssen wir uns immer mehr Sorgen um unsere Demokratie machen. Eine Studie der Bertelsmann Stiftung von 2022 zeigt, dass von 137 untersuchten Ländern nur noch 67 Demokratien sind und die Zahl der Autokratien auf 70 gestiegen ist. Das macht deutlich, dass wir was tun müssen, um unsere Demokratie zu stärken. Martin Auer und Clara Kallich von Youth Lead The Change Germany haben sich dieser Aufgabe angenommen und ich freue mich, dass ihr heute hier seid. Hallo, ihr beiden.
Martin Auer: Hallo. Guten Morgen.
Bianca Dietz: Hey, wollt ihr euch und The Change vielleicht einfach mal kurz vorstellen?
Martin Auer: Sehr gerne. Also, ich bin Martin. Ich habe mit Clara gemeinsam Youth Lead The Change Germany gegründet. Und wir setzen uns mit Youth Lead The Change Germany dafür ein, dass es sogenannte Jugendhaushalte in ganz Deutschland gibt. Weil wir junge Menschen für Demokratie begeistern wollen. Genau so, wie du das in der Einleitung gesagt hast. Uns treibt einfach die diese Frage um, Wie können wir Demokratien stärken? Und wir? Können wir insbesondere auch junge Menschen für diese Staatsform begeistern? Aber es ist ja eigentlich noch viel mehr, als dass es ja auch eine Art zu leben und ein Gut, dass wir haben wir.
Clara Kallich: Hallo, ich bin Clara. Das was Martin schon als einleitende Worte gesagt hat, kann ich kaum ergänzen. Also wir haben das gegründet aus diesem Bedarf heraus, dass wir gesagt haben, wie können wir vielleicht auch an einigen oder anderen Stellen Demokratie neu denken und müssen anders machen, frische Formate mit reinbringen und da eben gezielt junge Menschen in den Fokus nehmen. Und wir fanden die Idee von dem Jugendhaushalt so cool und so einfach und so überzeugend, dass wir damals, als wir das in den USA kennengelernt haben, gedacht haben: ey so was braucht es unbedingt in Deutschland. Und deswegen haben wir ja auch einfach aus einer: We can do, it just do it Mentalität gesagt: Lass uns das auch mal nach Deutschland bringen.
Bianca Dietz: Was ist denn überhaupt ein Jugendhaushalt? Also was heißt es, was machen die Jugendlichen? Um wie viel Geld handelt es sich? Welche Projekte.
Clara Kallich: In Boston, da wo wir das Projekt The Change kennengelernt haben, erhalten Jugendliche jedes Jahr 1000000 US Dollar. Und damit entscheiden sie, was damit geschieht. Also sie entscheiden selbst. Wie wollen wir, dass unsere Stadt aussieht? Und das funktioniert so, dass Jugendliche erst mal dazu aufgerufen werden: Was möchtet ihr in eurer Stadt verändern? Was gefällt euch vielleicht noch nicht so gut oder wo habt ihr eine richtig gute Idee, was es unbedingt in dieser Stadt braucht? Und diese Ideen werden dann eingereicht, meistens auf einer digitalen Beteiligungsplattform. Dann kann man die auch kommentieren. Sie werden dann später zu Konzepten ausgearbeitet, dass was auch möglich ist und in dem in den Rahmen, in die Rahmenbedingungen passt. Also es geht jetzt nicht um Ideen, wo 10.000 iPhones verteilt werden oder 8 Millionen Pizzastücke. Ist zwar manchmal auch ganz nett, aber es geht tatsächlich um Stadtgestaltungsprojekte, die dann natürlich auch finanzierbar sein müssen, die umsetzbar sein müssen. Es muss natürlich gewisse Rahmen Kriterien erfüllen. Wir bei uns sagen, es muss sich eines der 17 Nachhaltigkeitsziele erfüllen. Diese ausgearbeiteten Konzepte, die kommen dann zur Abstimmung. Also alle Jugendlichen sind dazu aufgerufen, ihre Stimme abzugeben, Welches Projekt sie favorisieren. Und die Projekte mit den meisten Stimmen werden in Boston tatsächlich einfach. Also so mit so einem Fingerschnipsen, Aber sie werden einfach umgesetzt. Also da bedarf es nicht noch irgendwie große politische Abstimmung noch mal, sondern das, was die Jugendlichen favorisieren, das wird in die Wege geleitet. Und so entstehen in Boston Stadtgestaltungsprojekte von mehr Grün in den Städten. Es gibt Wasserspender, es gibt Parkbänke, es wird einfach eine lebenswertere Stadt. Und das fanden wir auch so charmant an diesemYouth Lead The Change Germany, dass die Jugendlichen schon sehr, sehr gut sehen Wo sind die Herausforderungen der Stadt? Was, was braucht meine Community, wo sind Needs? Das sieht man besonders auch daran, dass zum Beispiel Obdachlosenunterkünfte durch die Jugendlichen implementiert worden sind. Und da dachten wir, es ist ein sehr niedrigschwelliges Format, um junge Menschen ja einfach zu fragen was braucht ihr in eurer Stadt? Und dann auch ihre Kreativität und das, was sie mitbringen, zu fördern und dann auch in der Stadt sichtbar zu machen.
Martin Auer: Es war einmal ganz, ganz kurz oder grob zusammengefasst: Es ist ein Jugendhaushalt, einfach ein Budget, das von der Stadt kommt, über das junge Menschen in der Stadt selbstständig und demokratisch abstimmen können.
Bianca Dietz: Wie wissen die Jugendlichen davon, dass sie abstimmen können? Läuft das über Schulen oder wie läuft es?
Martin Auer: Genau das läuft normalerweise über sogenannte Multiplikatoren. Also das können Schulen sein, es können Jugendzentren sein. Das sind grundsätzlich einfach auch engagierte Jugendliche, die ihren Freunden davon erzählen. Es gibt so eine federführende Gruppe an jungen Menschen in dem ganzen Prozess, und die wiederum fungieren auch wieder als Multiplikatoren. Also dass sie eben ganz gezielt junge Menschen ansprechen. Aber natürlich, das kann man in der heutigen Zeit auch nicht mehr vergessen: Social Media und Online ist einfach auch, wo man junge Menschen erreicht. Deswegen ist sowohl dieses Analoge als auch das Digitale sind Dinge, wo junge Menschen dazu aufgerufen werden, ihre eigenen Ideen einzureichen.
Bianca Dietz: Martin Im Vorgespräch hast du mir erzählt, dass ihr schon jetzt Erfahrungen in Köln sammelt. Könnt ihr dazu ein bisschen mehr erzählen?
Clara Kallich: Also im vergangenen Jahr wurde ein Beteiligungsformat der Stadt Köln bereits durchgeführt. Das war der Veedel Check. Und dieses Jahr geht der Veedels-Check in den Kölner Stadtteil Nippes. Es heißt dann: „Hey, Nippes, check mit uns dein Veedel“ und wir sind in diesem Format Kooperationspartner und freuen uns richtig, dass eines von diesen YLC Elementen in diesen Beteiligungsprozess geflossen ist. Und konkret heißt es eben, dass es um die Entscheidung von 75.000 € Stadt Verschönerungsmittel, also konkrete Mittel 75.000 € Stadt Verschönerungsmittel geht, die Jugendliche in dem Sinne zur Verfügung haben, dass sie Projekte zur Stadtgestaltung vorschlagen und dann später favorisieren dürfen. Und letztendlich werden diese favorisierten Ideen dann noch einmal der Bezirksversammlung vorgelegt, um dann final, damit die dann final drüber abstimmt, was dann wie das genau funktioniert. Aber wir sehen das einfach als einen richtig guten Schritt in die in die richtige Richtung, um einfach Jugendliche näher an den demokratischen Prozess heranzuführen, um sie tatsächlich auch mitzunehmen, um sie mitwirken zu lassen und freuen uns da richtig drauf, was da für Ideen dann im Herbst hoffentlich auch an die in die Richtung der Umsetzung gebracht werden. Aber sofar ist es einfach wahnsinnig zu sehen, was für viele coole und grandiose Ideen junge Menschen haben und wie sie sich auch freuen, dass sie gehört werden und dass ihre Meinung da zählt und sagt: Wow, ich bin hier gefragt, ich kann tatsächlich was verändern, wie cool ist das? Und man sieht die leuchtenden Augen und das schon sehr sehr cool! Das geht gerade in Köln. Aber dann soll es natürlich weitergehen und mehr Städte übernehmen.
Bianca Dietz: Richtig cool. Also ich bin auch gespannt auf die Ideen und wahrscheinlich dürft ihr jetzt nichts verraten, was es da schon gibt, oder?
Martin Auer: Es wurden über 600 Beiträge auf der Onlineplattform eingereicht. Also das geht von: Hey, das wünsche ich mir hier oder das fehlt mir, das finde ich cool. Es können ganz konkrete Ideen und Vorschläge sein, was man besser machen kann oder einfach auch nur: Hier gefällt es mir nicht so gut und dann vielleicht eine kurze Begründung dazu. Aber wir finden schon, dass es das es alleine die Zahl seit 600 Einreichungen, dass es junge Menschen erreicht und auch dass die Stadt Köln da einfach schon, würde ich sagen, so eine fast Pionierrolle einnimmt, weil sie sagt: Hey, wir haben dann richtig tolles Format, auch mit dem Vorgänger Projekte „Hey Mülheim“ und eben dann jetzt noch mit diesem integrierten Teil, das jetzt zum Ersten Mal quasi auch Budget involviert ist. Davor wurden die Ideen auch umgesetzt, aber eben quasi einfach aus der Verwaltung heraus. Und jetzt gibt es noch mal ein dediziertes Budget dafür. Aber konkrete Ideen kann ich dir noch nicht verraten. Aber das machen wir dann einmal im Oktober.
Bianca Dietz: Ihr habt ja euren Fokus auf Jugendliche junge Erwachsene, die sich mit Demokratie auseinandersetzen sollen. Nicht nur als Staatsform, sondern auch als Lebensform. Weil wir können ja nicht verleugnen, dass es wichtig ist. Jetzt ist es aber so, dass es immer mehr um unseren Generationenkonflikt, wenn man das mal so drastisch ausdrücken will, geht. Oder beziehungsweise, um die Demographie in Deutschland. Die Gesellschaft ist sehr alt. Die jüngeren Leute sind in der Minderheit. Politik scheint sich nicht so zwingend auf die Interessen von jüngeren Generationen zu fokussieren. Wenn man jetzt einfach auch mal zum Beispiel an die Klimakrise denkt. Also ihr wollt die Jugendlichen dafür begeistern, aber unsere Demokratie braucht ja auch ein bisschen Veränderung. Also habt ihr da Ideen, wie man diesem Ungleichgewicht entgegenwirken könnte, um die Interessen aller besser zu berücksichtigen?
Clara Kallich: Also wir kennen ein Format, das heißt Zukunftshaushalt. Und dieser Zukunftshaushalt, der ist in Werder an der Havel und auch da dürfen ausschließlich Jugendliche darüber abstimmen. Ich glaube alle zwei Jahre 200.000 €. Wenn mich nicht alles täuscht. Und natürlich dürfen nur Jugendliche darüber abstimmen. Aber das bedeutet ja nicht, dass dieses Format ausschließlich Jugendliche adressiert und irgendwie nur für Jugendliche ist. Man merkt das nämlich schon: Spannend also In dem Fall dürfen auch Erwachsene Ideen einreichen und Erwachsene müssen sich damit auseinandersetzen. Okay, wie kann ich meine Idee so schreiben, dass Jugendliche das verstehen? Sie setzen sich auch in die Lage von Jugendlichen hinein, überlegen, was können die vielleicht gebrauchen? Und auch ein schöner Effekt dabei ist, dass Jugendliche dadurch, dass die Ideen besprochen werden und diskutiert werden und überlegt werden: Wo kann ich denn jetzt mein Kreuz setzen und was macht Sinn und wie kann ich eine gute Entscheidung treffen, dass das in die Familien hineingetragen wird und sie am Abendbrottisch darüber sprechen und da dann auch noch mal Dialog stattfindet und was in der Gesellschaft passiert und das dann eben nicht… ja, Dieses Format adressiert junge Menschen, aber alle sind irgendwie dann doch mit im Boot und verändern da ihren Stadtteil. Und deswegen finde ich das einfach auch noch nur mal so überschwappen oder ein Spiel Over Effekt, der solche Formate auch mit sich bringen kann.
Bianca Dietz: Wollte ich jetzt mal so ein bisschen weitergehen, weg von dem Jugend Haushalt den ihr habt. Ihr habt jetzt auch noch Fördermittel bekommen. Also ihr könnt jetzt erst mal jemanden hauptamtlich einstellen, das heißt ihr wachst und wachst und es geht irgendwie sehr gut voran. Was sind denn so eure nächsten Ziele? Was bedeutet das für eure Organisation, dass sich das so sehr verändert?
Martin Auer: Das ist tatsächlich sehr beeindruckend, auch für uns selber als Gründer, dass wir das im November 2019 kennengelernt haben. Und irgendwie ist das immer weiter gewachsen. Immer mehr junge Engagierte aus ganz Deutschland, die gesagt haben: Wir finden es toll, wir wollen uns da einbringen. Und jetzt wirklich, wo man merkt, dass der Verein so fast schon erwachsen wird, dass man sagt: Krass, er kann jetzt erst mal eben nicht nur ehrenamtlich und komplett ohne Bezahlung, sondern professionalisiert sich so weit, dass er, dass eine Person eingestellt werden kann. Die beispielsweise eben dieses Projekt in Köln auch begleiten wird, eben die Stadt dabei unterstützt, also wir als Kooperationspartner dieses städtische Format umzusetzen, eben so weit, wie das in unserem Rahmen möglich ist. Und weitergehend ist es dann auch schon, wie Clara das gesagt hat, Köln ist einfach so ein Pionier, wo wir sagen, das ist super, dass wir da einmal quasi dieses Format schon mal zum Teil ausprobieren können. Und weitergehend wollen wir aber natürlich sagen, das soll nicht nur einmalig funktionieren oder in Einzelbereichen in einzelnen Städten, sondern möglichst flächendeckend, natürlich in ganz, ganz vielen Städten, wo junge Menschen bei sich zu Hause in ihrem eigenen Lebensumfeld sagen können: Da möchte ich mich einbringen, da habe ich Ideen, hier kriege ich wirklich was auch in die Hand, also auch auf eine gewisse Art und Weise von Verantwortungsabgabe: dass man sagt Hey, die kriegen da wirklich Macht in die Hand, weil sie sagen, ich kann ja was mitentscheiden. Genau. Und deswegen möchten wir das in möglichst vielen Städten ausbreiten. Und dafür haben wir uns ein sogenanntes Begleitprogramm überlegt. Also dass wir gerne ein Programm konzipieren wollen, auf das sich Städte bewerben können und wir sie dann über drei Jahre hinweg unterstützen, dabei einen eigenen Jugend Haushalt zu entwickeln und umzusetzen. Genau. Und da sind wir gerade dabei und versuchen natürlich ganz, ganz viele Learnings aus dieser für uns ersten Umsetzung in Köln zu ziehen.
Bianca Dietz: Okay, aber jetzt als Nachfrage und Verständnisfrage: Wenn ich jetzt hier was machen wollen würde hier heißt in München und ich bin jetzt nicht die Stadt, aber ich bin eine junge Person, die was umsetzen will, die euer Projekt kennengelernt hat und das super findet. Was kann oder was sollte ich machen?
Clara Kallich: Spannende Frage und richtig coole Frage. Also weil gerade so viel Potenzial in jungen Menschen steht und junge Menschen auch richtig viel Bock haben, was zu verändern, was wir in unserer ehrenamtlichen Arbeit ja täglich spüren. Deswegen würde ich sagen sich bei uns melden, bei Youth Lead The Change und mit unserem Gespräch gehen und mal überlegen, okay, was sind gute erste Steps, um so was in München auf den Weg zu bringen? Und da gibt es total gute Ansätze und wir glauben, dass es eben beides braucht. Es braucht zum einen den Top down Approach, also eben Politiker*innen, die von dieser Idee überzeugt sind, vielleicht auch die die Bürgermeisterin oder der Bürgermeister, Die sagen: Ey, richtig cool, ich unterstütze euch da. Aber gleichzeitig braucht es auch diesen Bottom up Prozess. Also junge Menschen, die sagen: Ey, cooles Format, ich will das in meiner Stadt haben und ich setze mich dafür ein und ich hole meine Freunde zusammen. Und wir lobbyieren da die Politik, um so ein Format durchzubringen. Das bedarf natürlich Ausdauer und Geduld und auch sehr viel Hartnäckigkeit, aber eben auch gute, viele Gespräche. Und ich glaube, da können wir mit dem, was wir da vier Jahre oder fast fünf Jahre bis jetzt gemacht haben, auch einfach mit gutem Rat und Tat zur Seite stehen. Wie man das kommuniziert, wie man das angehen kann. Und das ist, glaube ich, auch unser Ziel, dass wir, wenn wir das versuchen, in mehreren Städten umzusetzen, dass wir auch gerade diesen Communitygedanken mitnehmen, also eben sozusagen, wir sind der sehr im „Denglischen“ Bereich und mal gucken, ob wir das ändern. Aber dass wir Local Hubs gründen, also eben Jugendgruppen in den Städten, die sich immer wieder dafür einsetzen, dass es solche Jugendhaushalte gibt und dass dieses dieser Empowerment Gedanke von: Ey, ich habe mich dafür eingesetzt und ich führe das jetzt auch durch mit meinen Freunden, dass das noch stärker zur Geltung kommt. Und ich glaube, der erste Stepp ist erst mal, sich bei uns zu melden und dann gucken wir, was wird. Und dann überlegen wir gemeinsam wie kann man das gut strategisch klug angehen?
Bianca Dietz: Dann halten wir fest Ihr habt die Fördermittel zugesagt bekommen, Ihr startet erste Erfahrungen in Köln. 2022 habt ihr den Jungen Demokratiepreis bekommen. Also es sieht so aus, als würde alles sehr rund laufen bei euch. War das schon immer so? Da seid ihr seit ihrer Gründung 2019 vielleicht doch auch schon mal vor Herausforderungen gestanden?
Martin Auer: Oh ja, wir sind ganz, ganz oft auf die Nase gefallen. Mal mehr, mal weniger. Aber auf jeden Fall sehr, sehr oft. Und das sieht man natürlich nicht. Das sieht man sonst nach außen hin, nur die Erfolge und was alles super läuft und sehr, sehr gut. Aber tatsächlich noch viel, viel häufiger als wir eine Auszeichnung bekommen haben oder einen Preis gewonnen haben, haben wir eine Absage bekommen. Also wirklich, bis wir überhaupt das erste Mal in einem Wettbewerb eine Runde weitergekommen sind, hatten wir davor zehn Absagen bekommen von Wettbewerben, wo wir nicht mal in die nächste Runde gegangen sind. Also wirklich verrückt. Und das war glaube ich gerade auch am Anfang super ernüchternd, weil wir immer gedacht haben, Tolle Idee, mach da mal weiter. Aber irgendwie haben wir es trotzdem nicht geschafft, was auf die Straße zu bringen. Und dann war natürlich auch ein großer Fail irgendwo, dass man sagt wir: versuchen das wir mehrere Jahre super hartnäckig so ein Format, das wir aus Boston kennen und super begeistert davon sind, total brennen dafür nach Deutschland zu bringen, aber irgendwie schaffen wir es nicht eine Stadt dafür zu gewinnen und zu sagen Hey, das ist doch cool, das funktioniert. Das hat Wirkung auf die Jugendlichen. Und das war für uns, glaube ich, schon auch einfach eine Enttäuschung, dass wir gesagt haben Krass, wir engagieren uns da so sehr, wir kriegen kein Geld, das wir dann machen. Das alles irgendwie neben Schule und Studium. Und Clara, ich glaube, du kannst auch noch ein paar failures dazu sein.
Clara Kallich: Ich glaube, du hast es schon ganz gut auf den Punkt gebracht und ich glaube, dass das Learning aus diesen failures ist bereit zu sein, Änderungen anzunehmen an dem Konzept, an der Vorgehensweise, immer wieder ins Gespräch zu gehen mit Leuten, die Experten sind oder die auch aus anderen Bereichen kommen und gute Ratschläge haben. Also da flexibel zu sein, aber dann auch immer eine gehörige Portion Mut und Dinge auch einmal zu wagen und bereit zu sein, aus diesen ganzen ja failures, wenn man sie so nennen darf oder auch einfach Hürden, über die man gestolpert ist, ganz viel mitzunehmen und das als Learning zu begreifen. Wir waren ganz am Anfang oder wir sind ja auch immer noch junge Menschen, die das nicht professionell machen. Man hat gesagt, wir machen das ehrenamtlich. Da gehört einfach ganz, ganz viel Learning dazu, weil wir das aus einer Überzeugung heraus machen. Ist nicht, weil wir das mal im Studium gelernt haben oder schon 80 Jahre Praxiserfahrung haben und dann wissen, wie der Hase läuft. Also da braucht es manchmal auch so ein bisschen mal guckt mal vor, dann stept man wieder ein bisschen zurück. Also ein kleiner Steptanz. Gerade wenn es einfach um andere Strukturen geht, mit denen man zusammenarbeitet. Also es ist ja kein Geheimnis, dass vielleicht Vereine anders arbeiten als eine Stadtverwaltung. Und da kann man einfach viel daraus ziehen und gute Erfahrungen dann für die nächste und übernächste und die weiteren Runden sammeln.
Bianca Dietz: Dann habt ihr jetzt schon eine gute Vorlage. Zu meiner letzten Frage Welchen Rat hättet ihr denn gern schon früher bekommen, was euren Aktivismus anbelangt?
Martin Auer: Ich glaube eigentlich, wenn man das, wenn man den ganzen Podcast darüber machen würde, wie oft wir auf die Nase gefallen sind, das könnten wir auf jeden Fall. Wir könnten ihn auf jeden Fall füllen. Das ist kein Problem, aber dann hätte wahrscheinlich keiner mehr Lust, sich zu engagieren und zu sagen: Und wieso machen die das eigentlich? Aber ich glaube was schon uns immer wieder einfach dranbleiben lässt, Und zu sagen, das ist einfach so ein cooles Engagement und deswegen bringen wir uns ein. Weil es einfach auch wahnsinnig viel Spaß macht. Also neben dem, dass es oft einfach nicht klappt und man super viele Anläufe braucht und verschiedene Herangehensweisen. Irgendwann klappt es dann doch und das ist einfach ein cooler Erfolg. Und auch ich glaube, was über die Jahre einfach gewachsen ist, dass wir so ein was Deutschland weites Team sind, eine kleine Familie sind, ganz viele junge Engagierte und es macht einfach wahnsinnig viel Spaß, sich einzubringen. Und ich glaube auch, weil wir einfach oft auch scheitern, dass es auch ein Rahmen ist. Engagement, in dem man gemeinsam Spaß hat, gemeinsam Sachen vorantreibt, aber eben auch den Freiraum, Fehler machen zu dürfen, gemeinsam zu lernen.
Clara Kallich: Also ich glaube, das würde ich raten auf jeden Fall machen. Also sich auf jeden Fall einbringen und einfach mal Dinge ausprobieren und einfach mal gucken wie. Wie läuft das so? Also nicht lange warten. Welches Engagement passt jetzt perfekt zu mir und erst dann zu starten, sondern: rein zu starten, Just do it! Und dann gucken, wie wie es weitergeht. Ich glaube, das ist auch das, was wir vielleicht auch am Anfang immer gesagt haben oder auch mitbekommen haben von ja, probiert es aus, also wagt es und wagt den den Sprung und guckt dann, wie ihr schwimmt und ihr werdet schon schwimmen. Also das ist sicher und ich glaube auch noch Synergien schaffen, also sich mit anderen Leuten zusammenzutun, mit anderen Vereinen, das nicht so sehr als Ellenbogengesellschaft zu sehen und zu gucken, wie kann ich jetzt hier gerade egoistisch nach vorne kommen oder mein eigenes Ziel verfolgen, sondern was machen andere für richtig coole Projekte? Schon was gibt es da, Wie kann man da gute Zusammenarbeit schaffen? Und da steckt so viel Potenzial, wwir uns gerade im Bereich der Demokratie zusammentun und gemeinsam für eine starke, lebendige Demokratie uns einsetzen. Das kann nur gut werden.
Bianca Dietz: Super, dann vielen lieben Dank euch. Schön, dass ihr da wart. Vielen Dank, dass ihr das alles erzählt habt, nicht nur von euren Erfolgen. Ich wünsche euch natürlich alles Gute und nur das Beste. Ich bin sehr gespannt, was da im Oktober in Köln rauskommt.
Martin Auer: Danke.
Clara Kallich: Vielen, vielen Dank für die Einladung.
Bianca Dietz: Das war ein Podcast der Petra Kelly Stiftung. Wir sind das Bayerische Bildungswerk für Demokratie und Ökologie in der Heinrich Böll Stiftung. Wenn ihr mehr über unsere Arbeit erfahren wollt, dann schaut auf unserer Website vorbei www.petrakellystiftung.de oder auf Social Media unter @Kelly_Stiftung. Das war's.
Martin Auer: Für heute. Schön, dass ihr wieder eingeschalten habt. Und bis zum nächsten Mal.