Die männliche Subjektkonstitution

Sexuelle Gewalt ist männlich. Täglich konfrontieren uns die Medien mit Berichten über "normale" sexuelle Belästigungen, Vergewaltigungen oder gar Sexualmorde. Was sind die tieferen Ursachen für dieses Verhalten? 

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Rolf Pohl stellte zunächst die theoretischen Konzepte von Cornell („Hegemoniale Männlichkeit“) und Bourdieu („Männliche Herrschaft“) dar, an die er in seiner Forschung und dem Vortrag kritisch anschließt. Er nimmt auch Bezug auf psychoanalytische Konzepte von Abwehr und Gewalt, die seiner Ansicht nach in den gegenwärtigen Debatten um Sexismus und Frauenfeindlichkeit zu wenig berücksichtigt werden. Er folgt dabei der These, dass Weiblichkeit von Männern unbewusst als Bedrohung erlebt und deshalb abgewehrt wird. Pohl weist nach, dass die gängigen Erklärungsversuche zu kurz greifen, die sexuelle Gewalthandlungen ausschließlich als Ausdruck männlicher Macht deuten und die Sexualität des Mannes unberücksichtigt lassen. Er verknüpft den Ursprung geschlechtsbezogener Gewalt mit der geschichtlich-gesellschaftlichen Entstehung und Entwicklung der männlichen Sexualität und ihrer phallisch-aggressiven Ausrichtung. Denn entscheidend sind - so Pohl - nicht allein die Triebgrundlagen von Sexualität und Aggression, sondern ihre Bindung an das gemeinsame Objekt: die Frau. Die typisch männliche Gewaltbereitschaft entspringt einer aus Lust, Angst, Neid, Wut und Hass bestimmten unbewussten Einstellung zur Weiblichkeit.

Pohl verbindet seine theoretischen Überlegungen mit eigenen empirischen Beobachtungen des – auch in München relevanten – Phänomens der „Pick Up Artists“. Anhand von vielen und vielfältigen Beispielen aus dieser frauenfeindlichen Szene veranschaulicht er sein Konzept von männlicher Gewalt. 

Vortrag von:

Rolf Pohl
ist emeritierter Professor für Sozialpsychologie an der Universität Hannover. Zu seinen Arbeitsschwerpunkten in der Geschlechterforschung gehören die Themen Männlichkeit, sexuelle Gewalt und männliche Krisendiskurse. Er ist Autor des Buches "Feindbild Frau - Männliche Sexualität, Gewalt und die Abwehr des Weiblichen" (2004).

Partner

Institut für Soziologie, LMU München