Wenn sich eine Bundesregierung mit dem guten Leben befasst... Wenn die Frage nach dem guten Leben sozusagen die Weihe regierungsamtlicher Relevanz verliehen bekommt, dann ist das natürlich für uns als Betreiberin einer Website, die sich genau dieser Frage widmet, zunächst ein Grund zur Freude. Und genau das ist jetzt geschehen: mit der Veröffentlichung des Berichts der Bundesregierung zur Lebensqualität in Deutschland. Die Freude ist jedoch merklich (sic!) gedämpft – nachdem wir ein bisschen im Bericht geblättert haben…
Wenn "gutes Leben", dann nur global! „Brot für die Welt – aber die Wurst bleibt hier!“ – so ironisierte ein Spruch aus den siebziger Jahren die damalige Entwicklungshilfe und die gewaltige Wohlstandskluft zwischen den reichen Ländern des industrialisierten Nordens und den armen und ärmsten Staaten auf der Südhalbkugel.
Kopenhagen: Grüne Lebensqualität und urbane Innovation* Wenn eine Stadt den Titel "europäische Umwelthauptstadt" trägt, dann sagt dies noch nicht automatisch etwas über die Lebensqualität in dieser Stadt aus. Bei Kopenhagen, Titelträgerin im Jahr 2014, ist das anders: Die dänische Hauptstadt bemüht sich nicht nur um Umweltschutz und Nachhaltigkeit, sie hat auch wirklich etwas vorzuweisen.
Solidarische Ökonomie: Voraussetzung für gutes Leben! Wenn „gutes Leben“ mehr sein soll als ein individueller Lebensstil, dann darf sich dieses gute Leben nicht nur im Privat- und Freizeitbereich abspielen: Wenn es nicht auch Bedeutung für den Kernbereich des Wirtschaftens hat, dann bleibt es ein Rand- und Kompensationsphänomen.
Arm und glücklich? Oder: Warum die wachsende Ungleichheit ein gutes Leben verhindert Die Ungleichheit von Einkommen und Vermögen: das war lange Zeit ein "linkes" Nischenthema. Armut in Deutschland, einem der reichsten Länder auf diesem Erdball? Das war doch wohl eine arge Übertreibung - verglichen mit Zuständen in "wirklich armen" Gegenden Afrikas oder Asiens.
"Buen Vivir": gutes Leben per Verfassung!? Das neue Jahrtausend bescherte uns auch einen neuen verfassungspolitischen Ansatz: Am Ende des ersten Jahrzehnts fand eine Regelung in die Verfassungen Boliviens und Ecuadors Eingang, die unter dem Begriff "Buen Vivir" (= gutes Leben) auch in Europa bekannt und als mögliche Alternative zur wachstums- und profitorientierten Wirtschaftsweise der kapitalistischen Industriestaaten diskutiert wurde.
Wohnungsnot oder Wohnen ohne Not? Immer mehr Menschen können sich eine angemessene Wohnung nicht mehr leisten: die Immobilienpreise explodieren, preiswerter Wohnraum geht durch "Gentrifizierung" verloren. Auf der anderen Seite: In strukturschwachen Regionen stehen Häuser leer, die Infrastruktur verfällt oder ist nur mit immensen finanziellen Anstrengungen aufrecht zu erhalten.
Suffizienz: mehr Lebensqualität statt Güterquantität Wenn ständiges Wachstum, ein immer Mehr an Produkten und Dienstleistungen, nicht der Weg zum "guten Leben" ist, sondern eher der Garant für die Verwüstung des Planeten, dann stellt sich die Frage nach den Alternativen. Die Hoffnung auf mehr Effizienz scheint da nur bedingt weiter zu helfen: Die Erfahrung zeigt, dass die sogenannten "Rebound-Effekte" Effizienzgewinne schnell wieder auffressen. Kann die Lösung also nur heißen: Konsumverzicht?
Fleisch oder nicht Fleisch: Ist das wirklich die Frage? Über den sogenannten "Veggie-Day" (gemeint war damit ein Tag, an dem in öffentlichen Kantinen auf freiwilliger Basis nur fleischlose Kost angeboten werden sollte) entbrannte während des Bundestagswahlkampfs im Jahr 2013 ein erbitterter Streit: Man könne den Menschen doch nicht vorschreiben, was sie essen sollten und was nicht, meinten die Kritiker. Und hatten dafür auch das passende Etikett parat: "Verbotspartei"!
Orte guten Lebens: in Bayern "Von nix kommt nix!" So ist es auch mit dem "guten Leben". Wer an den eigenen Lebensumständen (und denen in seinem Umfeld, seiner Gemeinde oder Stadt) etwas ändern will, etwas zum Positiven bewegen will, der muss auch etwas dafür tun. Und dafür gibt es auch in Bayern schon viele gute Beispiele. Einige von ihnen haben wir beispielsweise auf unseren Bildungsreisen in den vergangenen Jahren besucht.