Fachtagung
- Freitag, 17. Oktober 2025 14.00 – 19.00 Uhr In meinem Kalender speichern
Fachtagung
Antifeminismus und Provinzialität
Anregungen aus der Forschung für die Praxis der Demokratiearbeit
Die Alternative für Deutschland (AfD) erzielt nicht nur in Ost-Deutschland deutlich bessere Wahlergebnisse als im Westen. Diese unterscheiden sich auch signifikant zwischen Großstädten und der Provinz. In ländlich geprägten Regionen sind extrem konservative oder gar rechtsextreme Einstellungen sowie die dahintersteckenden autoritären Haltungen offenbar weiter verbreitet als im städtischen Milieu. Dies geht u.a. aus der Mitte-Studie 2023 und der Leipziger Autoritarismus Studie 2024 hervor. Das gilt auch für das Thema Antifeminismus: Althergebrachte patriarchale Geschlechterbilder und festgelegte Rollenzuschreibungen passen perfekt zur Romantisierung der guten alten Zeit und eines harmonischen Landlebens - einer Welt, die (scheinbar) noch in Ordnung ist.
Für Gleichberechtigung und Vielfalt engagierte Politiker*innen und zivilgesellschaftliche Akteur*innen diskutieren daher schon länger, ob der Kampf gegen antifeministische und rechtsextreme Haltungen nicht vor allem vor Ort im ländlichen Raum geführt werden muss. Sie fragen sich, mit welchen Angeboten die Menschen, die diese Haltungen haben, erreicht werden können. Und wie sie selbst sich als Akteur*innen vor Gewalt – verbal und tätlich – schützen können.
Auf der Fachtagung werden Ergebnisse aus dem Forschungsband „Antifeminismus und Provinzialität“ vorgestellt und diskutiert, welche Schlussfolgerungen aus den theoretischen und empirischen Überlegungen mit Blick auf die Praxis zivilgesellschaftlicher, politischer und Bildungsarbeit gegen Antifeminismus gezogen werden können. Im Fokus stehen die Themen
- Rechtsextremismus, Autoritarismus und Antifeminismus als Ausdruck gekränkter Männlichkeit
- psychosoziale Funktionen antifeministischer Ressentiments am Beispiel Erzgebirge
- kommunale Gleichstellungsarbeit zwischen begrenzten Ressourcen, externen Anfeindungen und internen Konflikten
Mit: Katharina Dorn, Wiebke Eltze, Juliane Fischer-Rosendahl, Christopher Fritzsche, Dr. Thomas Gesterkamp, Charlotte Höcker, Dr. Fiona Kalkstein, Linda Lieber, Johanna Niendorf, Prof. Dr. Rolf Pohl, Henriette Rodemerk
Die Fachtagung wird ergänzt von einem Angebot aus dem methodischen Koffer des „Demokratie-Fitness-Trainings“. Die Teilnehmer*innen haben die Möglichkeit, bezogen auf das Thema „Antifeminismus begegnen“ verschiedene „Demokratie-Muskel“ kennenzulernen und zu trainieren.
Die Fachtagung richtet sich vor allem an Menschen, sie sich in ihrem beruflichen oder ehrenamtlichen Kontext gegen Antifeminismus engagieren und Erfahrungen aus der Praxis einbringen können.
Fachkontakt:
Henning von Bargen
Heinrich-Böll-Stiftung
Gunda-Werner-Institut
E vonbargen@boell.de
Veranstalter*innen
Gunda-Werner-Institut in der Heinrich-Böll-Stiftung
Programm
14.00 Uhr Begrüßung und Einführung
Sandra Ho und Henning von Bargen, Gunda-Werner-Institut
14.15 Uhr Autoritäre Sehnsucht nach Eindeutigkeit?
moderiertes Podiumsgespräch mit den Herausgeber*innen des Sammelbandes „Antifeminismus und Provinzialität“ Charlotte Höcker, Henriette Rodemerk, Johanna Niendorf und Fiona Kalkstein.
Im Gespräch geht es darum, die Ideen, Überlegungen und Ansätze, die hinter dem Buch stehen, transparent zu machen und zu zeigen "Warum es sich lohnt, das Provinzielle im Antifeminismus und das antifeministische in der Provinzialität zu betrachten", so der Titel des Inputs durch die Herausgeber*innen.
Moderation: WiebkeEltze, Bildungsreferentin und Trainerin im Bereich Rechtsextremismus
- kurze Pause -
15.00 Uhr Parallele Panels / Workshops
- Schiefheilung gekränkter Männlichkeit - Der Traum von der patriarchalen Idylle
Rechtsextremismus, Autoritarismus und Antifeminismus sind auch Ausdruck einer gekränkten Männlichkeit. Vor allem prekarisierte Männer in durch Armut und Arbeitslosigkeit geprägten Lebenslagen fühlen sich durch Frauenemanzipation und Genderdebatten bedroht. In den USA haben die "Angry white men" maßgeblich zur Präsidentschaft Donald Trumps beigetragen. Verunsicherte Männer berufen sich auf ein imaginäres "wahres Mannsein", wie es auch AfD-Rechtsaußen Björn Höcke regelmäßig fordert. Ängste und Sorgen finden so fehlgeleitet ihren Ausdruck, äußern sich als Hass und Ressentiment. Im Workshop soll diskutiert werden, was man dieser Schiefheilung entgegensetzen kann.
mit Prof.(emer.)Dr. Rolf Pohl, Moderation: Dr. Thomas Gesterkamp
Gemeinschaft und Harmonie - zur psychosozialen Funktion antifeministischer Ressentiments / Antifeminismus im Erzgebirge
Fürsorge, Nachbarschaftshilfe und Nestwärme der Gemeinschaft erscheinen im Erzgebirge nicht als bloße Schlagworte, sie sind tief in soziale Beziehungen und Unterstützungsstrukturen eingeschrieben. Gerade nach dem Ende der DDR haben sich nicht nur die ökonomischen oder politischen Lebensbedingungen im Erzgebirge verändert, sondern auch die Rechte von Frauen, z.B. beim Schwangerschaftsabbruch oder Gewaltschutz. Der Umgang mit Frauenrechten ist durch viele soziale und politische Konflikte geprägt. Für die Forscherinnen war die Frage zentral, welche psychosoziale Funktion Antifeminismus im Zusammenhang mit diesen sozialräumlichen Konflikten hat. Im Panel sprechen sie über Ergebnisse ihrer Forschungen und mögliche Schlussfolgerungen.mit Charlotte Höcker, Henriette Rodemerk, Johanna Niendorf und Dr. Fiona Kalkstein, Forscherinnen am Else-Frenke-Brunswick-Institut der Universität Leipzig
Moderation: Sandra Ho
„Wir sind alles Einzelkämpfer*innen“ – Kommunale Gleichstellungsarbeit zwischen begrenzten Ressourcen, externen Anfeindungen und internen Konflikten
Die Gleichstellungsarbeit im ländlichen Raum steht vor erheblichen Herausforderungen: Restriktive Rahmenbedingungen, antifeministische Kampagnen und persönliche Anfeindungen prägen zunehmend den institutionellen und praktischen Alltag. Christopher Fritzsche diskutiert zusammen mit Juliane Fischer-Rosendahl, Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte in Berlin-Spandau, Hintergründe und Auswirkungen dieser Entwicklungen.mit Christopher Fritzsche, Politikwissenschaftler, und Juliane Fischer-Rosendahl, Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte in Berlin-Spandau
Moderation: Henning von Bargen
16.30 Uhr Kaffee-Pause
17.00 Uhr Demokratie macht Spaß!? – Demokratie-Fitness-Training
Viele engagieren sich gegen Antifeminismus, um die Welt ein bisschen gerechter, vielfältiger und demokratischer zu machen. Das macht nicht immer Spaß und ist angesichts des politischen Rechtsrucks oft ziemlich anstrengend. Demokratie ist eine Frage der Haltung und drückt sich auch durch die Form unseres Zusammenlebens aus. Denn es ist bei jedem Gespräch und jeder Diskussion unsere eigene Entscheidung, ob wir die Meinung der anderen Seite zumindest akzeptieren und versuchen, Konflikte im friedlichen Miteinander zu lösen - oder ob wir uns nicht zuhören, alle Themen zum großen Streit eskalieren lassen und im schlimmsten Fall dann frustriert abbrechen oder es sogar in Gewalt umschlägt. Diese Session gibt einen praktischen Einblick in Methoden des Demokratie-Fitness-Trainings und damit Anregungen dazu, wie die Teilnehmenden für sich selbst und in Gruppen, in denen sie unterwegs sind, „Demokratie“ aktiver trainieren können.
u.a. mit Linda Lieber, Heinrich-Böll-Stiftung, NRW, Katharina Dorn, Heinrich-Böll-Stiftung, Bund
18 Uhr Und jetzt?
Get-together und informeller Austausch über Erkenntnisse aus der Tagung
Netzwerken bei Fingerfood, Getränken und guten Gesprächen
Hier gibt es Gelegenheit, sich von Henning von Bargen zu verabschieden, der nach vielen Jahren der politischen Bildungsarbeit im Gunda-Werner-Institut in den Ruhestand wechselt.
19 Uhr Ende der Veranstaltung
» Einlassvorbehalt und Ausschlussklausel
Die Veranstaltenden behalten sich vor, Personen, die rechtsextremen Parteien oder Organisationen angehören, der rechtsextremen Szene zuzuordnen sind oder bereits in der Vergangenheit oder während der Veranstaltung durch antifeministische, trans-/queerfeindliche, rassistische, nationalistische, antisemitische oder sonstige menschenverachtende Äußerungen, Verhaltensweisen oder Störungen in Erscheinung getreten sind, den Zutritt zur Veranstaltung zu verwehren oder von dieser auszuschließen.
Foto-, Film- oder Tonaufnahmen sind nicht erlaubt; ebenso wenig das Streamen der Veranstaltung. . Wir behalten uns vor, Teile des Programms zu Dokumentationszwecken angekündigt aufzunehmen.
» Teilnahme vor Ort
im Konferenzzentrum der Heinrich-Böll-Stiftung, Schumannstr. 8, 10117 Berlin
Bitte melden Sie sich an. Die Anzahl der Plätze ist leider begrenzt. Sollte die Raumkapazität erschöpft sein, übertragen wir die Konferenz per Video in andere Räume. Wir weisen darauf hin, dass kein Anspruch auf einen Platz im Saal besteht.
» Auf dem Weg zur Barrierefreiheit
In der Heinrich-Böll-Stiftung bemühen wir uns um den stetigen Abbau von Barrieren. Ob bei uns im Haus, bei der Veröffentlichung von Publikationen, oder bei Online-Veranstaltungen. Alle Informationen hierzu finden sich gebündelt unter folgendem Link: https://www.boell.de/de/auf-dem-weg-zur-barrierefreiheit
Files
- Adresse
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Heinrich-Böll-Stiftung - Bundesstiftung Berlin
Schumannstr. 8
10117 Berlin
- Veranstalter*in
- Gunda-Werner-Institut für Feminismus und Geschlechterdemokratie
- Rechtliches
- Allgemeine Geschäftsbedingungen
- Sprache
- Deutsch
Kooperationspartner/innen
© Heinrich-Böll-Stiftung e.V.
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