Gespräch

Freitag, 21. November 2025 19.00 – 20.30 Uhr In meinem Kalender speichern

Gespräch

30 Jahre Kriegsende in Bosnien und Herzegowina - (K)ein Grund zu feiern?

Podiumsgespräch im Rahmen der Ausstellung "Wake up, Europe!"

Mit der Unterzeichnung des Friedensabkommens von Dayton im November 1995 endete der Krieg in Bosnien. 30 Jahre nach Kriegsende ist die politische und gesellschaftliche Situation in Bosnien und Herzegowina und auf dem Westbalkan insgesamt so angespannt wie nie. Aggressiver Ethnonationalismus, Geschichtsrevisionismus und Leugnung des Genozids von Srebrenica gehen einher mit antifeministischen Drohgebärden, Angriffen auf ethnische Minderheiten und staatliche Institutionen. Große Teile der Bevölkerung vermissen die Unterstützung westeuropäischer Nachbarn in ihren Kämpfen gegen diese Angriffe und verlieren den Glauben in europäische Zukunftsversprechen.

Zugleich sehen wir, welch beeindruckende Friedensarbeit die Zivilgesellschaft in Bosnien und Herzegowina seit dem Krieg vor 30 Jahren geleistet hat. Zivilgesellschaftliche Akteure aus Bosnien bringen ihre Erfahrungen und ihr Wissen heute weltweit in Friedensprozesse ein – insbesondere in der traumasensiblen Aufarbeitung sexualisierter Kriegsgewalt. 

Im Rahmen der Ausstellung „Wake up, Europe!“, die europaweite zivilgesellschaftliche Solidaritäts- und Unterstützungsbewegungen für Bosnien während des Kriegs 1992-1995 beleuchtet, möchten wir einen kritischen Blick auf die gegenwärtige Situation werfen. Wie steht es um europäische Solidarität für die Zivilgesellschaft in Bosnien und Herzegowina heute?

Über diese und weitere Fragen möchten wir mit unseren Podiumsgästen sprechen:

  • Welche Aufmerksamkeit erfahren jüngste Entwicklungen in Bosnien und Herzegowina bzw. auf dem Westbalkan in der deutschen und (west)europäischen Öffentlichkeit?
  • Welche neue Dynamik bringen die studentischen Proteste in Serbien im Hinblick auf die Wahrnehmung der Situation auf dem Westbalkan in der europäischen Öffentlichkeit?
  • Welche Perspektiven gibt es für demokratische und feministische Kräfte in Bosnien und Herzegowina – und welche Unterstützung brauchen Menschen, die sich für Aufarbeitung, Friedensarbeit und gegen Geschichtsrevisionismus einsetzen?

Podium: 

Adelheid Wölfl lebt in Sarajewo und berichtet als Korrespondentin für Südosteuropa bei der österreichischen Tageszeitung „Der Standard“. Sie analysiert die politischen Entwicklungen der Region mit einem Fokus auf Themen wie Nationalismus, Flucht und Migration sowie EU-Westbalkan-Beziehungen. 

Adis Hukanovićist Psychologe mit einem Schwerpunkt in der traumasensiblen Friedensarbeit. Er arbeitet zu transgenerationalem Trauma, vermissten Menschen und Erinnerungskultur. Er ist in Bosnien und Herzegowina geboren und lebt in Deutschland. 

Marion Kraske ist Politikwissenschaftlerin. Sie leitete von 2015 bis 2021 das Büro der Heinrich-Böll-Stiftung in Sarajevo. Heute arbeitet sie in Berlin als freie Autorin unter anderem zum Westbalkan, Bosnien und Herzegowina, Statebuilding in Post-Konflikt-Kontexten und Genozidforschung.

Moderation: Marlene Weck ist Historikerin und Sprachwissenschaftlerin mit Schwerpunkt Südosteuropa. Sie arbeitet als Referentin für Bosnien und Herzegowina bei der Freiburger Frauenrechtsorganisation Amica e.V. Außerdem promoviert sie zu Geschichtsnarrativen in den Gerichtsprozessen des Jugoslawientribunals in Den Haag (ICTY).

 

Barrierehinweis: Stufenfreier Zugang zur Aula über den Aufzug im Hinterhof.

Adresse
Gertrud Luckner Gewerbeschule Standort Kirchstraße
Kirchstraße 4,
79100 Freiburg

Die Aula befindet sich im 2. OG
Veranstalter*in
Heinrich Böll Stiftung Baden-Württemberg
Sprache
Deutsch