
Lesung und Gespräch
- Dienstag, 04. November 2025 18.00 – 20.00 Uhr In meinem Kalender speichern
Lesung und Gespräch
Shifting Grounds | Utopie auf dem Mond?
über das Buch "Zwei im andern Land", mit Alexander Fromm, dem Herausgeber der Neuedition
Die Idee der Space Migration als Antwort auf Perspektivlosigkeit ist kein modernes Phänomen. Bereits 1933 entwarf der Berliner Rabbiner Martin Salomonski in seinem Roman "Zwei im andern Land" eine außergewöhnliche Vision: Die jüdische Bevölkerung auf dem Mond, fern von Verfolgung und Antisemitismus. Alexander Fromm, Herausgeber der Neuedition, liest ausgewählte Passagen und ordnet den Text historisch wie gegenwärtig ein. Gemeinsam mit dem Publikum diskutiert er, welche Fragen von Identität, Zuflucht und Zukunft in Salomonskis Utopie mitschwingen, und wie diese Themen heute erneut an Bedeutung gewinnen.
Der Roman entstand 1933/1934 unmittelbar nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten. Martin Salomonski, Rabbiner, Schriftsteller und einer der letzten in Deutschland verbliebenen liberalen Geistlichen, reagierte damit auf das schnell wachsende Gefühl, dass für jüdische Menschen kein sicherer Ort mehr auf der Erde existierte. Die Mondutopie stellt eine verzweifelte, doch kreative Suche nach Zugehörigkeit, Identität und Schutz dar, und bietet eine imaginative Antwort auf die Ausweglosigkeit der Zeit. Salomonski selbst blieb in Deutschland, wurde 1942 deportiert und in Auschwitz ermordet.
Mit der Neuedition holt Alexander Fromm den lange vergessenen Text zurück in unser Bewusstsein. Seine Wiederveröffentlichung zeigt, dass uns Salomonskis Gedankenwelt heute erneut berührt. Die Fragen nach Zuflucht, Sicherheit, jüdischer Identität und dem Umgang mit Verfolgung sind weiterhin brisant. Somit macht die Neuausgabe nicht nur ein seltenes literarisches Dokument zugänglich, sondern lädt uns dazu ein, historische Erfahrungen mit heutigen Debatten zu verknüpfen, und zu reflektieren, warum die literarische Flucht zum Mond als „Lösung“ nie tragen konnte.
Die Veranstaltung ist Teil der Reihe "Shifting Grounds: Wie sich Kunst und Kultur behaupten", und zeigt, wie Literatur in Zeiten von Verfolgung und gesellschaftlichem Umbruch neue Räume des Denkens eröffnet. Salomonskis utopische Mondvision steht exemplarisch für die kreative Widerstandskraft von Kunst angesichts existenzieller Bedrohungen.
Der Eintritt ist frei.
- Veranstaltungsreihe
- Shifting Grounds
- Weitere Termine
- Freitag, 31. Oktober 2025
- Adresse
-
Deutsches Auswandererhaus
Columbusstraße 65
D-27568 Bremerhaven
- Veranstalter*in
- Landesstiftung Bremen
- Sprache
- Deutsch
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