Shifting Grounds | Literatur als Ort der Auseinandersetzung

Wie reagieren Literatur und Poesie auf politische Gewalt, Flucht und Krieg? Zwei Stimmen, zwei Gattungen, ein Thema: Dmitrij Kapitelman und Yevgeniy Breyger beleuchten, wie politische Realität Identität, Sprache und Beziehungen verändert, und eröffnen historische, persönliche und poetische Einblicke. 

Dmitrij Kapitelman, in Kiew geboren und in Deutschland aufgewachsen, verbindet in seinem Roman Russische Spezialitäten autobiografische Erfahrungen mit gesellschaftlicher Beobachtung und erzählt von Familie, Sprache und Identität in Zeiten politischer Gewalt. Eine Familie aus Kiew verkauft in Leipzig russische Spezialitäten, doch die russische Invasion in der Ukraine zerstört Vertrautes. Mit Humor und Melancholie berichtet Kapitelman von Migration, familiären Spannungen und dem Gefühl, zwischen Kulturen zu stehen. Seine literarische Perspektive zeigt, wie politische Konflikte das Private durchdringen und zugleich Raum für Hoffnung und Neubeginn lassen.

Yevgeniy Breyger, Sohn ukrainisch-jüdischer Emigrant*innen und mehrfach ausgezeichneter Lyriker, thematisiert in seinem Gedichtband Frieden ohne Krieg persönliche und familiäre Erfahrungen im Kontext des Ukraine Kriegs. Beginnend mit einem Tagebuch artigen Gedicht reflektiert er Verlust, Gewalt und Erinnerung und verbindet individuelle Erlebnisse mit kollektiver Geschichte. Die Gedichte sind emotional, autobiografisch und eröffnen poetische Räume in denen Traumata verarbeitet werden können und Perspektiven auf Frieden und Kontinuität entstehen.

Die “Shifting Grounds” Reihe beschäftigt sich damit, wie Kunst und Kultur auf gesellschaftliche Erschütterungen reagieren und Räume schaffen, in denen Konflikte sichtbar und verhandelbar werden. Kapitelman und Breyger zeigen auf ihre eigene Weise, wie politische Gewalt in das Private eindringt, in Familien, in Sprache, in Identität, und wie Literatur dennoch Humor, Schönheit und Widerstandskraft entfalten kann.

Der Eintritt ist frei.