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Vortragsreihe

Dienstag, 21. Oktober 2025 18.00 – 20.30 Uhr In meinem Kalender speichern

Vortragsreihe

Shifting Grounds | Der Streit um die Erinnerung

Gespräch über Museen im Visier der Politik mit Paweł Machcewicz (PL) & Edward Tepporn (USA) im Dt. Auswandererhaus (BHV)

  • English Version below (Das Gespräch findet auf Englisch statt, auf Deutsch gestellte Fragen werden gern übersetzt).

Die Nachricht, dass Donald Trump Ausstellungen berühmter US-Museen auf unbequeme Darstellungen der Geschichte überprüfen lassen wollte, sorgte international für Schlagzeilen. Doch auch in Europa ist der Kampf um historische Deutungshoheit nichts Neues: 2017 geriet Pawel Machcewicz, Gründungsdirektor des Museums des Zweiten Weltkriegs in Gdánsk, mit der polnischen Regierung aneinander – er wurde entlassen, das Museum umgestaltet. Machcewicz schildert die Ereignisse und diskutiert mit Edward Tepporn, Direktor des Angel Island Museums in San Francisco.

Das Gespräch eröffnet die Reihe „Shifting Grounds“ des Deutschen Auswandererhauses in Kooperation mit der Heinrich Böll-Stiftung Bremen – gedacht als Entdeckungsreise durch die Widerstandskraft von Kunst und Kultur in Zeiten großer Umbrüche. Die Auftaktveranstaltung  geht der Frage nach, wie Museen auf politische Eingriffe reagieren, welche Strategien sie entwickeln, um ihre Inhalte zu verteidigen, und wo sie damit an Grenzen stoßen.

Erst kürzlich machte Schlagzeilen, dass die Museen an der National Mall in Washington D.C., die größtenteils von der Smithsonian Institution betrieben werden und explizit nationale Identität vermitteln sollen, unter der Trump-Administration einer kritischen Prüfung unterzogen werden. Der Hintergrund: Die Frage nationaler Identität wurde in den USA in den letzten Jahrzehnten zunehmend komplexer betrachtet, und so wandelten sich auch die Smithsonian-Museen deutlich. Es entstanden unter anderem ein Museum für afroamerikanische Geschichte und Kultur sowie ein Frauenmuseum, die das Spektrum der nationalen Narrationen erweitern.

Trump verfügte nun, dass alle laufenden und geplanten Projekte offengelegt sowie „spaltende Narrative“ entfernt werden. Das kann als Versuch bewertet werden, die Vielfalt historischer Perspektiven auf eine makellose Erfolgsgeschichte der Nation zu reduzieren.

Ein ähnliches Beispiel gab es vor etwa zehn Jahren in Polen: Das geplante Museum des Zweiten Weltkriegs in Gdańsk geriet ins Visier der nationalkonservativen PiS-Regierung. Ihr Ziel war es, die polnische Perspektive in den Vordergrund zu rücken und eine nationale Identität zu betonen, die auf Märtyrer- und Heldentum gründet, während der Gründungsdirektor Paweł Machcewicz den europäischen Kontext des Zweiten Weltkriegs in den Blick genommen und das Schicksal der Zivilbevölkerung in den Mittelpunkt gestellt hatte.

Paweł Machcewicz kämpfte erfolgreich gegen massiven politischen Druck, und es gelang ihm, im Frühjahr 2017 die Hauptausstellung in der geplanten Form zu veröffentlichen. Kurze Zeit später wurde das Museum neu organisiert und ein neuer Direktor eingesetzt.

Der Eintritt ist frei.

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The dispute over memory
Discussion about museums in the political spotlight with Paweł Machcewicz (PL) & Edward Tepporn (USA): October 21, 2025, at 6 p.m. at the German Emigration Center (BHV)

The news that Donald Trump wanted to have exhibitions at famous US museums reviewed for uncomfortable portrayals of history made international headlines. But the battle for historical interpretive authority is nothing new in Europe either: in 2017, Pawel Machcewicz, founding director of the Museum of the Second World War in Gdańsk, clashed with the Polish government – he was dismissed and the museum was redesigned. Machcewicz describes the events and discusses them with Edward Tepporn, director of the Angel Island Museum in San Francisco.

The conversation opens the “Shifting Grounds” series of the Deutsches Auswandererhaus in cooperation with the Heinrich Böll Foundation Bremen – intended as a journey of discovery through the resilience of art and culture in times of great upheaval. The kick-off event explores the question of how museums respond to political intervention, what strategies they develop to defend their content, and where they reach their limits.

It recently made headlines that the museums on the National Mall in Washington, D.C., most of which are operated by the Smithsonian Institution and are explicitly intended to convey national identity, are being subjected to critical scrutiny under the Trump administration.

The background: The question of national identity has become increasingly complex in the US in recent decades, and the Smithsonian museums have also undergone significant changes. Among other things, a museum for African American history and culture and a women's museum have been established, broadening the spectrum of national narratives.

Trump has now decreed that all ongoing and planned projects must be disclosed and “divisive narratives” removed. This can be seen as an attempt to reduce the diversity of historical perspectives to a flawless success story of the nation.

A similar example occurred about ten years ago in Poland: the planned Museum of the Second World War in Gdańsk came under fire from the national-conservative PiS government. Their goal was to bring the Polish perspective to the fore and emphasize a national identity based on martyrdom and heroism, while founding director Paweł Machcewicz had focused on the European context of World War II and the fate of the civilian population.

Paweł Machcewicz successfully fought against massive political pressure and managed to open the main exhibition in its planned form in the spring of 2017. Shortly thereafter, the museum was reorganized and a new director appointed.

The discussion will be held in English, and questions asked in German will be translated.

Admission is free.

Veranstaltungsreihe
Shifting Grounds
Adresse
Deutsches Auswandererhaus
Columbusstraße 65
D-27568 Bremerhaven

Interessierte aus Bremen können um 16.57 Uhr ab Hauptbahnhof nach BHV fahren (RE 9)und dort den Bus 508 bis Haltestelle „Havenwelten“ nehmen (Ankunft: 17.46 Uhr).
Veranstalter*in
Landesstiftung Bremen
Sprache
Englisch
Anhänge
Weitere Veranstaltungen der Vortragsreihe
Zugang
Der Veranstaltungsort ist barrierefrei.