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Online-Veranstaltung

Mittwoch, 19. Januar 2022 16.00 – 18.00 Uhr In meinem Kalender speichern

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Wahre Männlichkeit? Männlichkeiten und Männlichkeitsbilder in der Neuen Rechten

#7 Verlust und Wiederherstellung von Männlichkeit in rechten Krisenmythen

Mit Dr. Leo Roepert, Soziologe, Universität Hamburg

Im Zentrum rechtspopulistischer Weltbilder steht die Vorstellung von einem Niedergang des Volkes, für den „globalistische Eliten“ verantwortlich gemacht werden. Antifeminismus ist ein zentraler Bestandteil dieses Narratives neben anderen. Feminismus und Gleichstellungspolitik werden als von oben orchestrierter Angriff auf die natürliche Geschlechterordnung und insbesondere auf die männliche Identität interpretiert. Durch die Zerstörung der heterosexuellen Kleinfamilie sei die Reproduktion des Eigenen bedroht. Der Verlust von Männlichkeit sei gleichbedeutend mit dem Verlust ökonomischer Leistungsfähigkeit und politischer Souveränität. In diesem Zustand sei das Eigene wehrlos gegenüber dem Überwältigungsdrang „fremder Kulturen“, die durch patriarchale Werte und eine aggressive Männlichkeit charakterisiert seien.

Leo Roepert schließt in seinem Vortrag an Überlegungen der Kritischen Theorie an und argumentiert, dass der gegenwärtige Rechtspopulismus und seine Geschlechtervorstellungen als eine mythologische Form der Krisendeutung verstanden werden können. Der Mythos begreift Gesellschaft nicht in politischen, ökonomischen oder rechtlichen Begriffen, sondern in Bildern und Vorstellungen substanzieller Identität und kollektiver Subjektivität. Der Vortrag analysiert Struktur und Funktion der rechtspopulistischen Krisenmythologie und untersucht, welche Rolle Männlichkeit darin spielt. Im Anschluss haben die Teilnehmer*innen Gelegenheit, über den Vortrag ins Gespräch zu kommen.

Veranstalter*innen
Gunda-Werner-Institut in der Heinrich-Böll-Stiftung in Kooperation mit dem Netzwerk Forum Männer in Theorie und Praxis der Geschlechterverhältnisse

Fachkontakt
Henning von Bargen, Gunda-Werner-Institut,
E vonbargen@boell.de

 


Informationen zur Veranstaltungsreihe

Weltweit ist ein Erstarken national-völkischer, neu-rechter Politiken zu beobachten. Dieser politische Megatrend bedient sich, wenn auch regional in ganz unterschiedlicher Ausprägung, verschiedener z.T. rassifizierender Zuschreibungen ethnischer, kultureller, nationaler, geschlechtlicher oder religiöser Gruppenidentitäten. In der politischen Auseinandersetzung wird von neu-rechten Akteur*innen eine Politik der Ausgrenzung und Abwertung dieser als „Andere“ oder „fremd“ markierten Gruppen forciert.

Mit den Wahlerfolgen der AfD ist - wenn auch im europäischen Vergleich verspätet - dieser Trend auch in Deutschland sichtbar geworden und stößt vor allem in gesellschaftlichen Debatten über Geschlecht und Männlichkeiten auf besondere Akzeptanz. Bisher als sicher geglaubte und als allgemein anerkannt angenommene Vorstellungen von Männlichkeit scheinen an Gültigkeit zu verlieren. Es entsteht der Wunsch, die als bedroht wahrgenommene geschlechtliche Gewissheit, z.B. „echte“ oder „wahre Männlichkeit“, wiederherzustellen.

In Deutschland lassen sich die Auswirkungen dieser Weltsicht z.B. an der steigenden Zahl von rassistischen und gewalttätigen Übergriffen auf Alles und Alle als nicht zugehörig gedeutete ablesen. Dazu zählen die Hetzjagden in Chemnitz, die Ermordung von Walter Lübke, der antisemitische und von antifeministischer Aufladung geprägte Anschlag in Halle, der rassistische Anschlag in Hanau, völkische und misogyne Hetze und Provokationen, die Nutzung polizeilicher Infrastrukturen für Morddrohungen u.a. gegen Politiker*innen und rechte Gesinnungen beim Kommando Spezialkräfte. Gemeinsam ist diesen Übergriffen, dass einerseits überwiegend Männer als Täter agieren und es sich andererseits bei den Angegriffenen um rassifizierte, migrantische und/oder marginalisierte Menschengruppen handelt, u.a. Schwarze, PoC, LGBTIQ-Personen, aber auch Frauen und Männer, die nicht dem traditionellen Bild von Weiblichkeit und Männlichkeit entsprechen.

Bisherige Erklärungsmuster und Deutungsangebote variieren erheblich. Die Veranstaltungsreihe bietet Diskussionen und Debatten über verschiedene wissenschaftliche Erklärungsansätze für das weltweite Erstarken rechts-nationaler Politiken, die Auskunft geben über Ursachen für die steigende Attraktivität und die Konstruktionsmechanismen rechter Männlichkeiten. Ebenso sollen Politiken und Handlungsoptionen vorgestellt werden, die Alternativen zu rechten Männlichkeitskonstruktionen und -bildern ermöglichen und unterstützen. Dazu gehört auch der Blick auf Rahmenbedingungen, die die kritische Auseinandersetzung mit Männlichkeiten begünstigen oder verhindern. Im Sinne eines intersektionalen Ansatzes werden verschiedene soziale Dimensionen und deren Zusammenwirken betrachtet.

Die Veranstaltungsreihe richtet sich an praxisnahe Akteur*innen, Fachkräfte und Multiplikator*innen, die mit Jungen* und Männern* arbeiten sowie an Menschen aus der Männlichkeits- und Geschlechterforschung sowie der Politik.

Die Veranstaltungsreihe mündet in eine Tagung im Frühjahr 2022, die die Erkenntnisse aus den Fachgesprächen aufnimmt und bündelt.

Eine Videodokumentation der bisherigen Termine finden Sie hier.

 


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Veranstaltungsreihe
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Veranstalter/in
Gunda-Werner-Institut für Feminismus und Geschlechterdemokratie
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